Eine erfahrene Jugendrichterin ist vieles gewohnt. Sie hat unzählige Geschichten gehört, in Abgründe geblickt und furchtbare Schicksale kennen gelernt. Aber: Das Setting einer Gerichtsverhandlung gleicht in gewisser Weise einer Laborsituation. Was Richterinnen und Richter in den Ermittlungsakten lesen, ist das eine. Was sie im Saal erleben, oft etwas ganz anderes. Da sitzen die jungen Angeklagten geknickt neben ihrem Rechtsbeistand. Frisch frisiert, das Hemd in der Hose, die Hände auf dem Tisch gefaltet. Sofern sie gut beraten wurden, präsentieren sie sich von ihrer bestmöglichen Seite. Geben sich freundlich, höflich, vielleicht reuig. Nicken artig, wenn die sozialpsychologische Betreuerin ihnen eine gute Prognose stellt. Ein Jugendrichter, der die Polizisten um Einsatzleiter Volker Lange eine Nacht lang über die Kölner Ringe begleitet hat, sagte in der Morgendämmerung: „Oh Mann, sind wir weit weg von der Realität. Nach dieser Nacht kann ich mir vorstellen, dass die sich auch richtig Scheiße benehmen können.“
Geiselnahmen, Hooligankrawalle, Einsätze gegen Rocker, der Einsturz des Kölner Stadtarchivs - Volker Lange hat in 43 Dienstjahren bei der Polizei (davon 40 in Köln) viel erlebt: Dramatisches, Komisches, Trauriges, Skurriles. In 19 Kapiteln erzählt er davon.